Zurück im Terror 1977

1977: Die RAF war eine permanente Bedrohung für die Bundesrepublik. Führende Mitglieder der ersten Generation (Baader, Ensslin, Raspe und Möller) sitzen in der JVA in Stammheim ein.

Im April wird Generalbundesanwalt Siegfried Buback in Karlsruhe mit seinem Fahrer Wolfgang Göbel erschossen, im Juli stirbt der Vorstandssprecher der Dresdner Bank AG Jürgen Ponto in Oberursel. Nach einem gescheiterten Anschlag im August beginnt der so genannte Deutsche Herbst und hier setzt auch das Buch 44 Tage von Stephan R. Meier ein.

Am 5. September Präsident des Bundesverbandes der Arbeitgeber Hanns Martin Schleyer in Köln entführt. Wir erinnern uns an die Bilder der Lufthansa-Maschine Landshut in Mogadischu und am Ende stehen der kollektive Selbstmord der Häftlinge (Möller überlebt) und der Tod Schleyers, eben genau 44 Tage.

Und Stephan R. Meier nimmt uns mit auf diese Zeitreise – in eine Zeit, in der es für das Spionieren noch riesige Tonbänder in VW-Bullis brauchte, man nicht überall erreichbar war und man einfach mal so untertauchen konnte. Meier erinnert an die Angst der Bevölkerung und vor allem der „Gefährdeten“. Die große Frage Deutschlands damals: Wie kann diese noch junge Demokratie mit den Attentätern umgehen. Das Ergebnis war unter anderem die Erfindung der Rasterfahndung und das Kontaktsperregesetz, das Gespräche zwischen Inhaftierten und ihren Anwälten verbieten kann.

Fazit

Also ich dachte, über die RAF weiß ich viel – aber tatsächlich hilft es einem noch mal auf die Sprünge die Anschläge in einer Kausalkette zu sehen. Stephan R. Maier ist der Sohn des damaligen Chef des Verfassungsschutzes (im Buch Roland Manthey) und fasst in 44 Tage zusammen, was man bis heute weiß – und ich war sichtlich irritiert, dass Mitglieder der RAF im nahen Osten ausgebildet wurden. (Ja, ich weiß, das hätte man wissen können) 🙂

44 Tage ist kein spannungsgeladenes Buch, weil man ja schon weiß, wie es ausgehen wird. Aber es ist Zeitgeschichte, die jeder von uns doch noch mal näher betrachten sollte.

Stephan R. Meier: 44 Tage, 464 Seiten, Penguin, 16 Euro, ISBN 978-3-328-10544-2

Hinterlasse einen Kommentar