Zwischen all den Büchern die auf meiner Leseliste stehen ist Weißer Asphalt von Tobias Wilhelm gerutscht, weil hanserblau nicht locker gelassen hat 🙂 Gut so! Denn das Debüt des gebürtigen Wiesbadeners hat es in sich. Es geht es um vier Freunde, die am Rande der Gesellschaft aufwachsen, irgendwo zwischen Budenheim und Gonsenheim auf der einen Seite und Schierstein und Biebrich auf der anderen. Aber viel mehr Lokalkolorit ist nicht dabei. Denn es geht dem Autor Tobias Wilhelm hauptsächlich um die 4 Heranwachsenden Sascha, Ariano, Fabio und den namenlosen Ich-Erzähler, Kinder von Einwandererfamilien. Die großen Themen des Romans: Gewalt, Drogen und Sex.
Klingt ein bisschen nach Klischee, aber in jedem Klischee steckt ja auch ein bisschen Realität und die hat der Autor erlebt. Die Jungs in seinem Buch wachsen perspektivlos auf, treffen auf falsche Freunde und das Leben gerät aus der Bahn, so wie beim Ich – Erzähler, der schon 2 Jahre Jugendknast hinter sich hat, aber mit dem Dealen nicht aufhört. Erst nur Gras, dann Koks. Und er ist nicht dumm, mit Leichtigkeit schafft er das Abi und schreibt sich sogar auf der Uni für BWL ein. Als seine Freundin schwanger wird – für ihn ein Wendepunkt – entscheidet er sich falsch.
Fazit
Tobias Wilhelm ist genau da aufgewachsen, wo die Jungs im Roman aufgewachsen sind, hat selbst nie gedealt – aber war bei den brutalen Schlägereien dabei. Er hat den Älteren den Baseballschläger gereicht. Der Autor sagt fürs Prügeln sei er zu klein und zu schwach gewesen, fürs Dealen fehlte ihm der Geschäftssinn. Dafür hat er jetzt einen Roman geschrieben, den ich ziemlich krass finde, aber trotzdem richtig gut, weil er so authentisch ist. Weißer Asphalt rückt Menschen in den Mittelpunkt, mit denen ich persönlich nichts zu tun haben möchte, ihr Verhalten aber irgendwie verstehen kann.
Tobias Wilhelm: Weißer Asphalt, 192 Seiten, hanserblau, 16 Euro, ISBN 978-3-446-26421-2
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