… Timur Vermes mit seinem neuen Roman „Die Hungrigen und die Satten“.
Die Idee – der Plot – ist unschlagbar und neu. Dabei gar nicht so weit hergeholt. Ich frage mich und das hat sich auch der Autor Timur Vermes mehrfach gefragt, warum noch niemand auf diese simple Idee gekommen ist.
Was wäre, wenn ein komplettes Flüchtlingscamp in Afrika plötzlich beschließt einfach mal nach Deutschland zu laufen? 150 000 Leute?
Das wäre unmöglich! Die Leute müssen versorgt werden und würden es nie über die Ländergrenzen schaffen…
Aber dafür gibts Lösungen. Wie es der Zufall so will kommt in dieses Camp Nadeche Hackenbusch, eine berühmte deutsche Realityshow-Moderatorin, um die Lebensumstände dort mit ihrem Fernsehteam zu dokumentieren. Dahinter steckt natürlich unser allseitsbeliebter Herr Sensenbrink, der schon Hitler groß rausgebracht hat.
Dazu kommt der Umstand, dass die Flüchtlinge zwar Geld haben, aber nicht so viel, um die Schlepper zu bezahlen. Aber sie können jeden Tag 5 Dollar berappen… jetzt rechnet das mal hoch – das sind am Tag 750 000 Dollar. Damit lässt sich eine Menge organisieren an Wasser und Essen und damit lassen sich auch so einige Regierungen bestechen.
Die Leute sind zwar eine halbe Ewigkeit unterwegs – aber sie sind versorgt und werden nicht in ein marodes Schlauchboot gesetzt, das im Mittelmeer untergeht. Und wer hält so viele Menschen an einer Grenze überhaupt auf? Und wie?
Zuerst ist Deutschland begeistert von der Show, dann werden die Bedenken lauter, dann beginnen die Demos und es ist Zeit zu handeln…
Fazit:
Die Idee ist großartig und wird ad absurdum geführt, als andere Länder die Recht an der Sendung kaufen. Timur Vermes ist erneut ein gesellschaftskritischer Roman gelungen, der sich zwar zu Beginn auch mal zieht wie ein kilometerlanger Zug durch die Wüste, aber dann schnell an Fahrt aufnimmt bis zum gnadenlosen Showdown, denn jede Show braucht ein würdiges Finale.
Timur Vermes: „Die Hungrigen und die Satten“, 512 Seiten, 22 Euro, Eichborn, ISBN 978-3847906605
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