Der neue Roman von Hans Platzgumer Bogners Abgang ist die Geschichte eines Verkehrsunfalls und seiner Folgen – seiner weitreichenden Folgen.
Auf einer Kreuzung in Innsbruck gibt es in der Nacht einen Unfall. Ein Fußgänger stirbt an seinen Verletzungen. Beteiligt: eine junge Autofahrerin, ein Künstler mit einer Pistole auf dem Bürgersteig und ein betrunkener – überheblicher – Fußgänger. Und keiner weiß vom anderen und doch wäre ohne diesen einen Zusammenhang kein Mensch gestorben.

Hans Platzgumer fragt nach der Schuld und deckt dabei die Eitelkeiten und Unzulänglichkeiten der Beteiligten auf. Übrigens wird man auch selbst auf die Probe gestellt – ich hatte mit dem toten Fußgänger kein Mitleid, nur mit der Autofahrerin…
Warum? Nun, der Tote ist ein Kunstkritiker, der es unserem Künstler Bogner sehr schwer macht. Er zerreißt seine Arbeiten, während der – zum Glück hat er reich geerbt – doch nur um Anerkennung bittet. Er will mit seiner Kunst Großes schaffen, im Gedächtnis der Menschen bleiben und kann sich nicht wehren, wenn eine hanebüchene Kritik ihn „zerschmettert“. Das geht so weit, dass er sich mit einer Performance in Lebensgefahr bringt… und dann doch nichts zustande bringt. Der Tod scheint eine besondere Anziehung auf Bogner auszuüben, denn dann beginnt er Waffen zu zeichnen – auch die Pistole seines Schwiegervaters…
Nicola studiert in Innsbruck und fährt gerne am Wochenende nach Hause, wie auch in jener Nacht. Ein Mann springt aus dem Nichts in ihr Auto, sie hört den Aufprall, dann nichts mehr und fährt einfach weiter. Am nächsten Tag beichtet sie ihrer Mutter, die daraufhin das Auto mit der verbeulten Seite an einen Pfosten setzt und es schnell für 1.000 Euro verkauft.
Wo liegt der Anfang, der diese 3 Menschen am Tag des Unfalls zusammenbringt? Bei Bogner Schwiegervater, der diesem eine Pistole ausleiht? Bei einer letzten Kritik an Bogners Arbeit? An den 2 Aperol von Nicola? Wer trägt die Schuld? Und dabei sollten wir das Rechtliche mal ausklammern.
Fazit
Ich liebe dieses kleine Büchlein an Literatur! Keine 150 Seiten und es steckt so viel drin, dass jeder Satz Bedeutung trägt. Bogners Abgang beleuchtet die Schuld von allen Seiten und es fällt dem Leser leicht, sich in die Lagen aller Beteiligter hineinzuversetzen und selbst zu prüfen, wie man gehandelt hätte.
Hans Platzgumer: Bogners Abgang, Zsolnay Verlag, 20 Euro, ISBN 978-3-552-07204-6
Kommentar verfassen