Der historischen Roman der britischen Autorin Samantha Harvey, wurde von der New York Times und dem Guardian hoch gelobt und gefeiert. Jetzt gibts Westwind auch in den deutschen Buchhandlungen. Die Geschichte spielt im Spätmittelalter, 1491, 1 Jahr vor der Entdeckung Amerikas.
In einem kleinen abgeschiedenen Dorf in England ist Pater John Reve zu Hause und betreut seine gottesfürchtige Gemeinde. Am Faschingssamstag macht die Nachricht die Runde, dass Thomas Newman, der wohlhabendste und einflussreichste Mann der Gemeinde im reißenden Fluss ertrunken ist. Das ist schon schlimm genug, noch schlimmer aber für Pater Reve – er konnte ihm nicht die letzte Ölung geben.
Was ist mit Newman passiert? Ein Unfall? Selbstmord? Oder … Mord?
Das weiß man nicht so genau, denn eine Leiche gibt es nicht. Der Dekan der Gemeinde will das nun herausfinden, naja, sagen wir mal so, er will unbedingt den Mörder finden, ob es einen gibt oder nicht. Es macht sich immer gut, wenn am Aschermittwoch ein Scheiterhaufen brennt. Motive gibt es auch genug: Der Tote hatte eine Affäre mit einer verheirateten Frau, es gibt Menschen, die ihn beerben und auch mit Pater Reves gab es kleine Streitigkeiten.
Fazit
Der Fall wird sehr ungewöhnlich aufgeklärt. Die Autorin Samantha Harvey erzählt uns die Geschichte rückwärts, ausgehend von des Dekans Urteil bis zum Tag, an dem Thomas Newman in den Fluss fällt. Eine Befragungen der Verdächtigen finden nicht statt – stattdessen kommt die Gemeinde in den Beichtstuhl des Paters, denn der Dekan hat jedem, der beichtet einen 40tägigen Ablass versprochen. Einige gestehen den Mord, andere fühlen sich mitschuldig oder sehen im Tod von Newman eine Strafe Gottes. Es ist ein schillerndes Porträt einer kleinen Gemeinde im Spätmittelalter, die im Begriff ist, in die Neuzeit aufzubrechen und ihren Verstand zu öffnen.
Ein sorgfältig durchdachter Roman, den ich nicht aus der Hand legen konnte, mit einem Ende, das tief bewegt, wenn einem die Konsequenzen bewusst werden.
Samantha Harvey: Westwind, 350 Seiten, Atrium-Verlag, 22 Euro, ISBN 978-3-85535-077-3
Kommentar verfassen